Die Symbiose von Forschung und Praxis (08/16/2002)

 
Institutsgebäude als Experimentallabor / Forschen und Lehren unter realen Bedingungen / Passivhausstandard mit Superwarmglas

Eine gemeinsame Plattform für Wissenschaft, Handwerk und Industrie, für Architekten und Ingenieure bietet das Zentrum für Umweltgerechtes Bauen (ZUB) in Kassel. Neben einem Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich ist das Institut mit mehreren Labor- und Experimentalräumen ausgestattet und kann so die wissenschaftliche Theorie praxisnah erproben. Ein Beweis des eigenen Anspruchs: das in Passivhausbauweise erstellte Institutsgebäude. Für die erforderlichen niedrigen Wärmedurchgangswerte der Fassade sorgt u. a. das „Superwarmglas iplus 3C“.

Der Praxisbezug steht beim Zentrum für Umweltbewusstes Bauen (ZUB) im Vordergrund. Das Institut sieht sich als Dienstleister für Gutachten und Analysen, darüber hinaus bieten die Fachleute Weiterbildungsmöglichkeiten für Handwerker, Architekten, Ingenieure und Bauherren an. Kernstück des ZUB ist der Veranstaltungs- und Ausstellungsbereich, der als Schnittstelle zwischen Öffentlichkeit und Forschung dient.

Form in Verbindung mit Funktion

Neben den Büroräumen und dem Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich befinden sich im ZUB mehrere Labor- und Experimentalräume. Während die Büro- und Laborräume eine weitgehend konventionelle Nutzung aufweisen, bietet der Experimentalbereich des Zentrums die Gelegenheit, innovative Fassaden-, Anlagen- und Raumklimatisierungskonzepte zu realisieren und in realen Einbausituationen zu testen. Der Experimentalbereich im hinteren Gebäudeteil erlaubt auch größere Versuchsaufbauten. Das begrünte Flachdach ist durchgängig begehbar und bietet einen geschützten Außenraum für Versuchsaufbauten zur solaren Energiegewinnung sowie für Mess-Stationen für Umwelt- und Wetterdaten. Damit beherbergt das Gebäude nicht nur die Institution des ZUB, sondern zeigt den aktuellen Stand der Bau- und Anlagentechnik und wird gleichzeitig selbst zum Experimentierfeld verschiedener Forschungsprojekte im Bereich des umweltbewussten Bauens.

Energieoptimiertes Bauen mit Glas

Das Institutsgebäude schließt eine Baulücke in direkter Nachbarschaft zur Kasseler Universität. Optisch grenzt sich der moderne Baukörper durch eine gläserne Lichtfuge vom benachbarten Altbau ab – eine Trennstrich, der sowohl Kontrast als auch Nähe signalisiert.

Das Gebäude ist in Passivhaus-Bauweise konzipiert. Das abgestimmte Anlagenkonzept – es berücksichtigte unter anderem die zu erwartenden internen Wärmequellen – wurde mit Simulationsstudien zu einem optimierten Gesamtkonzept entwickelt. Voraussetzung für den erforderlichen niedrigen Heizenergiebedarf ist eine sehr gut gedämmte Gebäudehülle. Die U-Werte der Außenwand und des Daches liegen beim ZUB unter 0,2 W/m2K. Bei der Pfosten-Riegel-Fassade sorgt eine 3-Scheiben Wärmeschutzverglasung (Superwarmglas iplus 3C von Interpane) mit U-Werten um 0,5 W/m2K für niedrigsten Wärmedurchgang. Zwei hauchdünne, praktisch unsichtbare Wärmefunktionsschichten auf den - dem Scheibenzwischenraum zugewandten - Scheiben und eine Edelgas-Füllung lassen kurzwellige Strahlung (Sonnenstrahlen) in den Innenraum gelangen, während die von den Innenraumflächen umgewandelte langwellige Wärmestrahlung fast vollständig im Raum bleibt. Die sorgfältig ausgebildeten und ausgeführten Gebäudeanschlüsse minimieren die Wärmebrücken.

Das Lüftungssystem wird abhängig von der Belegungsdichte und den äußeren Klimabedingungen geregelt. Eine mechanische Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung minimiert die Lüftungswärmeverluste. Auch hier zeigt sich der beispielhafte Charakter des Demonstrationsgebäudes: Lüftungsanlage und Wärmetauscher sind einsehbar aufgestellt, aktuelle Temperaturen und Volumenströme werden angezeigt, so dass das Energiekonzept auch für Besucher nachvollziehbar bleibt.


Bautafel

Projektkonzeption:
Prof. Dr. Gerhard Hausladen, Michael de Saldanha, FG Technische Gebäudeausrüstung; Prof. Dr. Gerd Hauser, FG Bauphysik Universität Gh Kassel

Architekten:
Arbeitsgemeinschaft ZUB, Prof. Jochem Jourdan, Jourdan & Müller - PAS – Frankfurt/Main, Ina Seddig, Seddig Architekten – Kassel

Glas:
ipus 3C, Interpane Lauenförde