Cannstatter Carré, Bad Cannstatt - Von der Brache zum Erfolgsobjekt (05/07/2007 05:33:37 PM)

Die konzeptionelle Verknüpfung von Stadtplanung, nutzungsorientierter Architektur und professioneller Vermarktung ließ im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt ein multifunktionales Zentrum entstehen, das das gesamte Umfeld aufwertet. Identität und bauliche Attraktivität wird dem Ensemble nicht zuletzt durch eine vielfältige, transparente Fassaden- und Innenraumgestaltung verliehen, die die Möglichkeiten moderner Systemtechnik intelligent ausschöpft.

Grundidee des Projektes war die Stärkung des Handelsstandortes Bad Cannstatt durch die Anordnung eines Handelsmagneten am Ende einer bis dato schwachen Einkaufslage, die geprägt war von dem Blick auf eine 23.000 qm große Industriebrache. Die städtebauliche Aufgabe bestand darin, verschüttete Wegebeziehungen zwischen dem Bahnhofsareal und der Fußgängerzone von Bad Cannstatt wieder herzustellen und damit die Möglichkeit zu schaffen, eine große Baumasse in die Stadtstruktur zu integrieren.

Arbeit, Einkauf, Freizeit
Das von der SEPA Projekt- und Entwicklungsgesellschaft konzipierte und von der hausinternen EPA Planungsgruppe umgesetzte Konzept basiert inhaltlich auf einer Kombination aus Arbeiten, Einkaufs- und Freizeiterlebnis. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Einkaufsangebot: Ca. 22.000 qm Einzelhandelsflächen stehen 13.000 qm Bürofläche und 2.000 qm für Fitness und Wellness gegenüber. Entsprechend lag auch der gestalterische Fokus auf der nachhaltigen Attraktivität der angebotenen Handelsflächen und der breiten Auswahl an Mietern. Mit einem vollständigem Angebot an Waren in einem Ambiente, das zum Verweilen einlädt, sollte ein Stück moderne und auch großstädtische Welt geschaffen werden, die einen positiven Entwicklungsimpuls auf das gesamte städtische Umfeld ausübt. Im Bereich der Handelsflächen kann bereits ein Jahr nach Fertigstellung des Objektes von einer erfolgreichen Annahme durch renommierte Mieter berichtet werden. Das Shopping-Angebot erstreckt sich über die volle Bandbreite des täglichen und periodischen Bedarfs – vom Lebensmittelmarkt über mehrere Bekleidungsgeschäfte bis hin zu einem Sportfachmarkt und dem breit sortierten Kaufhaus Müller. Abgerundet wird das Spektrum durch ein gastronomisches Angebot, das Besucher wie Passanten zum Verweilen in den z. T. platzartig angelegten und von oben belichteten Innenzonen verleitet.

Transparenz und konstruktive Variation
Ein hohes Maß an natürlicher Belichtung über Fassaden, Lichtdächer und großzügige Schaufensteranlagen kennzeichnet die Atmosphäre sämtlicher Nutzungsbereiche des Objektes. Bei der bautechnischen Umsetzung ihrer transparenten Ideen ließen sich die Architekten von Vielfalt und Variationsmöglichkeiten moderner Fassadensysteme leiten, die auf gesicherten technischen und bauphysikalischen Grundlagen zahlreiche Individualisierungen erlauben.

Nicht zuletzt ist es der Vielfalt in den Formen und Ansichten der einzelnen Module des Komplexes zuzuschreiben, dass sich das Cannstatter Carré trotz seiner Größe den einladenden Charakter stilistisch miteinander verbundener, städtisch gegliederter Funktionselemente bewahrt. Zugleich wurde eine deutliche Profilierung der einzelnen Objektmodule vorgenommen: Die gerundete, vollständig verglaste Pfosten/Riegelfassade (mit nur 50 mm Profilansichsbreiten) des prominenten Bürogebäudes verleiht diesem Modul seine unverwechselbare Identität als effektvolles „Eingangstor“ zur Mall. Unmittelbar angrenzend an das Bürogebäude variieren weitere Carré-Elemente – ebenfalls auf asymmetrischen Grundrissen – das Thema „Transparenz in der Fassade“, sei es durch raumhohe Fensterelemente in Natursteinfassaden oder filigran profilierte Elementfassaden eingebettet in ein Wärmedämm-Verbundsystem.
 

Fensterelemente in Naturstein- und WDVS-Fassade; Vordach)
Die einzelnen Module des Cannstatter Carrés erhalten ihre funktionale Identität u. a. durch die unterschiedlichen Fassadentypen – hier das Nebeneinander von Pfosten/Riegel- und Elementfassade, „überbrückt“ mit einer Vordach-Konstruktion aus punktgehaltenen Glaselementen.


Die zur Seelberg Straße ausgerichtete doppelgeschossige Handelszone wird durch ein Pultdach belichtet. Wie das Ovaldach, so ist auch diese Konstruktion als zu Reinigungszwecken begehbar ausgelegt; ein Siebdruck-Raster auf den Verglasungen wirkt der sommerlichen Überhitzung entgegen.
Akzente in Fassade und Dach
Wo sich die Fassaden dem Licht öffnen, werden im Cannstatter Carré gestalterische Akzente durch konstruktive Variation gesetzt. So beispielsweise bei den gerundeten Treppenraumfassaden im Auslauf der Büroriegel zur Kreuznacher Straße. Ihr starrer außen liegender Sonnenschutz variiert das Thema der Pfosten/Riegelfassade ebenso wie andernorts die Pfostenprofile mit Lochblechverkleidungen bei den Parkdeckfassaden. Und auch bei den großflächigen Dachverglasungen, die für die natürliche Belichtung der Einkaufs- und Erschließungszonen sorgen, wählten die Architekten eine abwechslungsreiche Formensprache: Ein ovales und ein Pultdach – beides Stahlkonstruktionen mit Aluminium-Aufsatzelementen – leiten das Licht über großflächige Schaufensteranlagen bis in die angrenzenden Geschäftsräume hinein. Die Dächer sind zu Reinigungszwecken begehbar, und ihre Durchbruch hemmenden Spezialverglasungen wurden für den sommerlichen Wärmeschutz im Siebdruckverfahren mit einem Punktraster versehen.

Fruchtbare Projektkonstellation
Der Erfolg des Cannstatter Carrés ist – gerade angesichts der Überlebensschwierigkeiten vieler B-Zentren – in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Architekt Thomas Weinig, Geschäftsführender Gesellschafter der EPA Planungsgruppe, führt die Entwicklung von der Industriebrache zum Erfolgsobjekt auf die spezifische Projektkonstellation zurück: „Die Nähe unserer Planungsgruppe zur Projektentwicklungsgesellschaft und deren Philosophie, Architektur, Städtebau sowie Nutzer und Investoren eng miteinander zu verknüpfen, haben sich hier einmal mehr als Erfolgsfaktoren erwiesen.“ Teil des ganzheitlichen Ansatzes sind nach seiner Aussage auch Unternehmen, die architektonische Konzepte zuverlässig in hochwertige Bausubstanz umsetzen können. Was die Fassadentechnik beim Cannstatter Carré angeht, ist der Ulmer Metallbauspezialist Karl Gauss GmbH hervorzuheben, der alle genannten Konstruktionsvarianten auf Grundlage der Systemangebote von Schüco International fachgerecht realisierte.*
 
Ansicht des Cannstatter Carrés von der Seelberg Straße aus betrachtet: Auf einer ehemaligen Industriebrache entstand ein multifunktionales Objekt von städtebaulicher Relevanz.

Cannstatter Carré, Bad Cannstatt

Bauherr:Projektgemeinschaft Cannstatter Carré GbR, Frankfurt,
bestehend aus: ING Real Estate Development CC Retail GmbH & Co.KG, ING Real Estate Development CC Hotel GmbH & Co.KG, ING Real Estate Development CC Leisure GmbH & Co.KG
Projektentwicklung:SEPA Projekt- und Entwicklungsgesellschaft mbH, Stuttgart
Architekt:EPA Planungsgruppe GmbH Architekten + Stadtplaner, Stuttgart und Berlin
Generalunternehmer:HOCHTIEF Construction AG, Baden-Württemberg
Verarbeiter / Metallbauer (Fassaden und Dächer): Karl Gauss GmbH Aluminium und Stahlbau, Ulm
 
Systemtechnik für die Fassaden
- Pfosten-Riegel Fassade 1. - 5. OG Rundbau: Schüco FW 50+ mit Schallschutzverglasungen
- Treppenhausfassaden: Schüco FW 50+, im oberen Bereich mit starren Schüco Großlamellen ALB
- Fensterelemente innerhalb Natursteinfassaden und Wärmedämm-Verbundsystem: Raumhohe
  Elementfassade mit Fenstern Schüco Royal S 70.HI als Sonderkonstruktion, Sonnenschutz durch außen
  liegende Schüco Raffstore BEB
- Pult- und Ellipsendach (beide begehbar und siebbedruckt) zur natürlichen Belichtung der Handelszonen:
  Aluminium-Aufsatzelemente auf Stahlkonstruktionen; integrierte RWAs.
- Parkdeckfassaden: Pfostenprofile mit Lochblechverkleidungen
- Schaufensteranlagen: Elementfassaden mit integrierten Türanlagen bzw. Horizontal-Schiebewänden
- Fluchttürsysteme und Rauchschutztüren; T 30-Feuerschutzabschlüsse Firestop II im Bereich der Parkhäuser
- mehrere Vordach-Konstruktionen mit punktgehaltenen VSG-Verglasungen

Weitere Projekt- und Systeminformationen:
www.cannstattercarre.de
www.sepa-epa.de
www.schueco.de
www.gauss-metallbau.de

Text-/Bildquelle + weitere Informationen
Schüco International KG
Karolinenstraße 1-15
33609 Bielefeld
Tel.: +49 (0)5 21/78 30
Fax: +49 (0)5 21/78 34 51
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